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Claudia Manz
Claudia Manz
Claudia Manz
Claudia Manz
17
02
2021

Hallo, hier spricht dein Körper!


Home Office heißt so weil man gemütlich und entspannt, mit voller Konzentration zu Hause arbeiten kann. Die Kinder lernen von allein, das Essen kocht sich von selbst, den Haushalt schmeißt ihr mit links. Schlechtes Wetter und volle U-Bahnen meidet man sowieso lieber, und zu viel frische Luft schadet dem Teint. Also genießt ihr in vollen Zügen das Home-Office. 

Ihr versinkt im Sessel oder lümmelt euch auf der Couch, den Laptop auf den Knien. Wenn es schlechter läuft, sitzt ihr verkrampft an einem zu hohen oder zu niedrigen Tisch. Das Ganze bitte acht Stunden lang, denn die sollten es schon sein. Möglichst ohne große Veränderung der Sitzposition, das kostet nur unnötig Energie und die wollen wir ja sparen. Dann sagt euer Körper irgendwann danke und belohnt euch mit Spannungszuständen vielerlei Art. Nein, nicht Spannung im Sinne des spannenden Lebens oder eines Films – euer Körper erzählt euch etwas ganz anderes über Spannung. Zum Einsatz kommen die üblichen Verdächtigen: Nacken, Rücken, jetzt gesellen sich vielleicht noch schmerzende Arme dazu, und ganz neu – wen wundert’s – die Hüfte. Solange es noch eure eigene ist, darf die sich auch zu Wort melden. 

Wenn der Körper laut sprechen könnte würde er spätestens jetzt brüllen, aber das wird  vorerst überhört, erst müssen Schmerzen auftreten. Doch selbst die werden so lange ignoriert, bis es nicht mehr geht. Ihr schleppt euch zum Arzt, der verschreibt die üblichen Pillen. Wenn ihr einen richtig guten habt, bekommt ihr sechs Mal Physio, und das war’s dann auch.

Und dann? Weiter wie gehabt? Auf dem Sofa lümmeln, an ungeeigneten Tischen sitzen, den Rücken immer schön krumm, und bitte nicht zuviel Bewegung zwischendurch. Der Körper, wenn er könnte wie er wollte, würde jetzt erneut schreien, brüllen, toben. Aber wieder muss erst der Schmerz auftreten, und dann beginnt das Spiel von vorn: ein weiteres Mal zum Onkel Doktor, diesmal gibt er eine Spritze, die wirkt wunderbar – aber leider nicht dauerhaft. 

Oder sollte ich mich jetzt doch mal bewegen, vielleicht Sport treiben? Wer will das schon? Mensch, ich liebe doch das Sofa, erst zum Arbeiten, dann zum Fernsehen und Nichtstun. Menno, ich habe keine Lust mich zu bewegen!  

So gehen Wochen, Monate und Jahre dahin. Wie wird es dem derart geschundenen Körper gehen? Irgendwann herrscht Körperfrust mit einem schönen bunten Strauß voller Krankheiten.

Ach übrigens, ich bin Trainerin, nur mal ’ne Idee. 

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Kommentare
2
Jacqueline

Toller Beitrag. Ich werde gleich mal den inneren Schweinehund knebeln, damit der Körper zu Wort kommt.

Klaus Kupfer

Ich denke, dies mit der Motivation ist das Schwierigste. Man verfällt so schön in seinen Home Office Trott und es ruft noch nicht mal jemand an, um einen zum Sport zu motivieren, denn treffen soll man sich ja nicht und die Studios sind dicht. Da ist die Idee mit der Trainerin natürlich nicht schlecht. Zehnmal besser, als zu versuchen, Übungen nachzuturnen, die jemand auf youtube vormacht. Mein Rücken hat jedenfalls den Lockdown gut überstanden und demnächst werden meine Finger auch mal wieder meine Zehen berühren können. Ich kann Dir daher nur zustimmen.

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